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Witz als Wirtschaftsfaktor

Von Ansgar Lange +++ Wenn es nach dem Journalisten und Autor Wolf Lotter geht, dann ist Roberto Blanco ein Fremdkörper in der deutschen Wirtschaft. Dessen Motto „Ein bisschen Spaß muss sein“ sei in den heimischen Büros nicht besonders gefragt. Lotter vertritt diese These in der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftsmagazins Brandeins http://www.brandeins.de mit dem programmatischen Titel: „Spaß – der unterschätzte Wirtschaftsfaktor“.

Wenn man mit Klischees arbeitet, dann ist der „typische Deutsche“ fleißig und humorlos. Deutsche Wertarbeit verbindet man mit Qualität und Zuverlässigkeit – nicht unbedingt mit Geist und Witz. Konservative Kulturkritiker ziehen denn auch gegen die „Spaßgesellschaft“ zu Felde; so als ob Spaß etwas Verwerfliches sei. Unser Denken ist vom protestantischen Erbe geprägt, das viel zum wirtschaftlichen Aufstieg der Industrienation Deutschland beigetragen hat. „Es heißt Gottesfurcht. Im Gegensatz zu Heidenspaß“, so Lotter.

Witz als Fitnessfaktor der Evolution

Brachialkomiker wie Mario Barth stehen für einen Spaß, dem es an Witz und vor allem an (Selbst-)Ironie fehlt. Dabei sind Humor und Witz in der menschlichen Evolution ein Fitnessindikator, wie der Persönlichkeitspsychologe Willibald Ruch http://www.psychologie.uzh.ch/fachrichtungen/perspsy/ueber-uns/team/ruch.html betont. Sie sind mindestens gleichberechtigt mit Muskelkraft. „Wer Spaß versteht und sich Ironie erlaubt, beweist, dass er über reichlich Geist verfügt – und das wiederum wäre ein Indikator für intelligenten Nachwuchs. Ironie ist intelligent – und sexy“, schreibt Lotter.

Dass Humor ein wichtiger Faktor in der Wirtschaftswelt ist, bestätigt der Personalexperte Michael Zondler. „Humor wirkt entkrampfend und entspannend. Mit einer lockeren Atmosphäre und einer witzigen Bemerkung lassen sich zum Beispiel Bewerbungsgespräche wesentlich besser führen“, weiß der Geschäftsführer des Personalberatungsunternehmens centomo http://www.centomo.de mit Sitzen in London, Ludwigsburg und Sindelfingen aus seiner beruflichen Erfahrung.

„Auch Führungskräfte können mit Ironie und geistreichem Witz ihre Mitarbeiter motivieren – gerade auch in schwierigen Situationen in einem Unternehmen. Entscheidend ist, dass ein Manager nicht wie Bernd Stromberg agiert. Es darf keinen Lachzwang bei Chef-Witzen geben. Gelungener Humor ist hierarchiefrei und sollte weder rassistisch, sexistisch oder sonstwie verletzend sein. Eine kluge Führungskraft nutzt Humor, um die Stimmung im Unternehmen zu verbessern, nicht, um eine Untergebene oder einen Untergebenen zu demütigen oder bloßzustellen.“

Man kann die Dinge – auch im Job – nur ernsthaft betreiben, wenn man sie locker angeht. Dies bestätigt auch der Soziologe Dirk Baecker: „Arbeit wird heute von den meisten Menschen nur ernst genommen, wenn es eine Möglichkeit gibt, aus dieser Ernsthaftigkeit auch wieder auszusteigen.“ Das habe einen einfachen Grund: In einer komplexen Welt müsse vieles versucht und etliches wieder verworfen werden, so Brandeins. Denken und Arbeiten verlangen von uns, „mit einem Augenzwinkern ranzugehen“ (Dirk Baecker).

Manchmal kennt „Witzischkeit“ keine Grenzen

Lotters Aussage „Wirtschaft ist nicht witzig“ kann Zondler nicht ganz nachvollziehen. „Da hat sich in den letzten 15 Jahren unheimlich viel getan. Um es mit Heinz Schenk und Hape Kerkeling zu sagen: Manchmal kennt die Witzischkeit schon keine Grenzen mehr! Wenn alle krampfhaft lustig sein wollen – auch im Büro -, dann wird der Bogen überspannt. Das deutsche Büro als eine freudlose Zone und eine weitestgehend spaßfreie Führungskultur sind Überzeichnungen, die sich so in der Wirklichkeit nicht wiederfinden. Generell gilt für einen Chef wie für einen einfachen Angestellten: Man sollte sich nicht zu ernst nehmen, aber auch nicht zur Witzfigur werden. Auch wenn es sich vielleicht humorlos anhört: Der Faktor Witz in der Wirtschaft funktioniert nur dann, wenn er wohl dosiert und mit Maß zum Einsatz kommt“.

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