Executive Coach Stefan Wachtel beim Business Netzwerk

Führungswirkung bei öffentlichen Auftritten braucht mehr als Authentizität

Frankfurt, November 2016 – Mit Überzeugungsarbeit und öffentlichen Auftritten verbringen Führungskräfte viel Zeit. Je höher die Position, umso mehr. Die wenigsten aber überzeugen im Vortrag, sie erreichen ihr Ziel nicht und hinterlassen auch keinen bleibenden Eindruck – von Begeisterung ganz zu schweigen. Vor Managerinnen und Unternehmerinnen des Business-Netzwerks für Frauen (EWMD) erläuterte der Frankfurter Executive Coach Stefan Wachtel, wie man mehr Führungswirkung in Reden und Auftritten erreicht. Dabei verwarf er einige als unumstößlich geglaubte Prinzipien und ging ins Gericht mit der Redekultur in Deutschlands Chefetagen.

Wenn Überzeugen und nachhaltige Auftritte so wichtig sind, warum überlassen Managerinnen und Manager dann weite Teile in der Vorbereitung anderen? Und warum glauben sie, dass es mit einem Redenschreiber und einem Rhetorik-Training getan ist?
Die Redekultur in den Top-Etagen in Deutschland hält Auftrittscoach Stefan Wachtel für unterentwickelt. Reden werden mit überladenen selbsterklärenden Charts gehalten. Die Inhalte sind langatmig, sachlich, komplex, alle Fakten zusammentragend, oft stumpf. Vorgetragen wird mit schriftsprachlichen Redetexten, rechthaberisch belehrend. Die Vortragenden sind dazu oft auch noch schlecht gekleidet. Sie verlassen sich ganz darauf, sie selbst, authentisch zu sein. „Pur-authentisch“ nennt Wachtel das.

Bewusstheit, Zeit und Methoden fehlen

Das aber genügt aus seiner Sicht nicht. Eine solche Rede bleibt wirkungslos. „Ein CEO kann sich aus der Überzeugungsarbeit nicht heraus stehlen“, sagt Wachtel und kritisiert, dass es Führungskräften an Bewusstheit, Zeit und Methoden für eine überzeugende Auftrittsperformance fehlt. „Man muss kein Naturtalent sein. Man kann seine Auftritte trainieren“, sagt Wachtel. Dafür reicht aber nicht „eine Tüte Tipps.“ Es braucht ein ganzes System von ineinandergreifenden Taktiken. Entscheidend ist, das eigene Mindset zu ändern: vom Experten-Modus auf den Executive-Modus umzuschalten.

Experten- und Executive-Modus deutlich unterschiedlich

Wer sich im Vortrag nur als Fachexperte in Details verliert, kann nicht das große Bild zeichnen. Um Menschen zu erreichen, braucht man Wirkung, muss verstanden werden, etwas auslösen, nachhaltig verankern. Wer als Führungskraft reüssieren will, muss ein Level höher ansetzen, kann nicht mehr als Experte auftreten – vollständig, sachlich, faktenbasiert und dröge. Er muss heikler, politischer, allgemeiner werden. Das hat gravierende Folgen für die Konzeption, den Vortragsstil und den Modus, in dem man auftritt – der Executive-Modus. Der Executive-Modus ist eine grundsätzlich andere Art zu sprechen, zu argumentieren und aufzutreten. Eine provokante These von Stefan Wachtel ist: authentisch sein reicht nicht, man muss beim Publikum authentisch ankommen. Authentizität lässt sich inszenieren, und muss zur jeweiligen Rolle passen. Wer aus der Rolle fällt, schafft keinen Wert und überzeugt nicht.

Zwölf Taktiken für nachhaltige Auftrittswirkung

Eine überzeugende Rede fängt mit einem Umdenken hin zum Executive-Modus an. Weg vom chronologischen, fachlich versierten Informieren – dem Experten-Modus. Vielmehr braucht es ein Themen-Dach, ein Motto oder Motiv wie Obamas „Yes, we can“ oder Trumps „Make America great again“. Nur wenn dieses Dach gebaut ist, folgen die Zuhörer. Nur so und mit einem klaren Vortragsziel – was soll bei meinen Zuhörern hängen bleiben? – lässt sich die Aufmerksamkeit der Zuhörer wecken. Hierbei sind Einfachheit und Pointiertheit wichtige Stilmittel. Weniger ist mehr. Reduzieren braucht Mut, aber es lohnt sich, weil es ums Überzeugen und nicht ums Informieren geht. Zum Executive-Modus gehört es, Botschaften attraktiv zu präsentieren, sei es visuell oder durch Geschichten und Paradigmen. Auch Action auf der Bühne ist erlaubt, je überraschender umso besser. Häufig unterschätzt wird der Sprachstil: Wer reden will, kann nicht einen Schreibtext vortragen. Von einer Führungskraft sollte man Sprechtext zum Hören erwarten, frei vorgetragen, persönlich geprägt. Das Prinzip der Gebetsmühlen hält Wachtel für noch immer erfolgversprechend und ermuntert, sich vor gezielten Wiederholungen nicht zu scheuen. Wie überzeugend und erfolgreich das sein kann, zeigen große Redner wie Barack Obama. Kritisch ins Gericht geht Wachtel mit Redenschreibern, die häufig nur schriftliche und akademisierte Textfriedhöfe lieferten, die nicht sprechbar seien. „Schreiben fürs Hören“ sei gefordert, sagt er mit Verweis auf seine langjährige Erfahrung im Coaching und Training auch von Radio- und TV- Moderatoren, Mit Hör-Texten fällt auch die freie Rede entlang eines Stichwortkonzeptes leichter. So lassen sich auch Ironie und unterhaltende Elemente einbauen. Im Vergleich zu angelsächsischen Rednern dürfte es bei deutschen ruhig auch mal etwas mehr Show geben.

Es braucht Mut, sich in den Executive-Modus zu begeben und Neues auszuprobieren. Wachtel empfiehlt, das eigene Mindset zu ändern und einfach mal zu machen. Das heißt, sich Zeit nehmen, das Methodenset erweitern und ständig trainieren wie im Sport, um sich rhetorisch fit zu halten. Dabei steht das souveräne Austarieren von Authentisch sein und professioneller Rolle für ihn im Mittelpunkt. Im Übrigen hob er hervor, dass zwar mehr und mehr weiblich assoziierte Eigenschaften wie Emotion, Zugang und Anschaulichkeit in wirkungsvollen Vorträgen gefragt seien. Im Grundsatz aber seien die Mittel und Strategien, um Wirkung zu erreichen, universell und nicht geschlechtsspezifisch.

Sieglinde Schneider

Infokasten: Zwölf Taktiken, um vom Experten- in den Executive Modus zu gelangen

1. Aus dem Maschinenraum zur Flughöhe
2. Von sachlich zu persönlich
3. Von vollständig zu Auswahl
4. Von schriftlich zu mündlich
5. Von Papier zu Aktion
6. Von recht behalten zu „Alles ist wahr“
7. Von Neugier zu Wiederholung
8. Von komprimiert zu entzerrt
9. Von komplex zu einfach
10. Von stumpf zu pointiert
11. Von herkömmlich zu attraktiv
12. Von Nur-Authentischem zu Rollenbalance

Dr. Stefan Wachtel ist Executive Coach für Auftritte von Spitzenmanagern und Politikern sowie Buchautor und Vortragsredner. Er berät Top-Führungskräfte bei ihrer Auftrittsoptimierung und Führungswirkung in Bezug auf Positionierung, Themensetting, Inszenierung und Authentizität. Sein aktuelles Buch „Executive Modus“ ist im November 2016 im Hanser Verlag erschienen.

European Women“s Management Development International Network (EWMD) ist ein internationales Business-Netzwerk das 1984 von einer Gruppe Europäischer Frauen mit Unterstützung der EFMD (the European Foundation for Management Development) in Brüssel gegründet wurde. Die wichtigsten Ziele von EWMD sind: eine bessere Sichtbarkeit qualifizierter Frauen in Führungspositionen in allen Bereichen und Organisationen; die Steigerung des Qualitätsstandards im Management; die Bereicherung der Managementkultur durch mehr Frauen und eine größere Vielfalt; die aktive Beteiligung an politischen Diskussionen sowie die Unterstützung wissenschaftlicher Arbeit zu EWMD-Themen auf internationalem Level. EWMD ist mit fast 900 individuellen und Firmen-Mitgliedern in 14 Ländern in Europa und weltweit vertreten. In mehr als 40 Europäischen Städten sind die Mitglieder in den regionalen EWMD-Chaptern aktiv. EWMD-Aktivitäten umfassen u.a. Netzwerk-Veranstaltungen, regionale Themen-Abende, nationale und internationale Konferenzen sowie sogenannte Learning Journeys. Neben den EWMD-Mitgliedern stehen die Aktivitäten größtenteils auch Gästen zur Verfügung.

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